29. März 2024
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Bayerisches Ekel-Brot: Großbäcker über Jahre wiederholt beanstandet – Behörden halten dicht

Mäusekot, Käferbefall, Schimmel und Dreck: Nach dem Skandal mit Müller-Brot sind die Verbraucher in Bayern eigentlich davon ausgegangen, dass in den anderen Großbäckereien das alles nicht mehr vorkommen kann. Der Report „Bayerisches Brot“ der Verbraucherorganisation Foodwatch zeichnet ein anderes Bild. Über Jahre hinweg wurden mehrere Großbäckereien wegen gravierender Hygienemängel immer wieder beanstandet. Die machten munter weiter. Foodwatch führt das daraufhin zurück, dass in Bayern die Untersuchungsergebnisse nicht veröffentlicht werden müssen.

Foodwatch Infografik Beanstandete Großbäckereien in Bayern
Foodwatch Infografik Beanstandete Großbäckereien in Bayern

In mehreren Großbäckereien in Bayern herrschten über Jahre hinweg immer wieder teils ekelerregende Zustände, berichtet die Verbraucherorganisation Foodwatch in ihrem Report „Bayerisches Brot“, der am 28. Juni 2017 vorgestellt wurde. . Die Kontrollberichte der bayerischen Lebensmittelbehörden sind damit erstmals öffentlich gemacht worden. Die Behörden haben die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Zustände nicht informiert. Foodwatch forderte alle Bundesländer auf, jeweils per Landesgesetz vorzuschreiben, dass ausnahmslos alle Lebensmittelkontrollergebnisse veröffentlicht werden müssen. Denn Bayern sei keineswegs ein Einzelfall, so Foodwatch: Jedes Jahr wird in Deutschland jeder vierte kontrollierte Lebensmittelbetrieb beanstandet, vor allem wegen Hygieneverstößen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erfahren jedoch nicht, welche Betriebe betroffen sind.

„Das Schweigen der Behörden ist der eigentliche Skandal, und der ist politisch offenbar gewollt“, sagte Johannes Heeg von Foodwatch. Die Verbraucherschützer fordern eine Neuausrichtung der Lebensmittelüberwachung in Deutschland: Die Behörden müssten dazu verpflichtet werden, ausnahmslos alle Ergebnisse der amtlichen Kontrollen zu veröffentlichen. Bisher fehle dazu die rechtliche Grundlage: Wollen Beamte Informationen veröffentlichen, würden daher Klagen der betroffenen Unternehmen drohen. Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag zwar bereits 2013 versprochen, auf Bundesebene rechtliche Klarheit für eine bessere Verbraucherinformation zu schaffen. Dieses Versprechen sei aber nicht eingelöst worden, kritisierte Foodwatch. Solange der Bund nicht für Rechtssicherheit sorgt, könne aber jedes Bundesland mit einem eigenen Landesgesetz Transparenz vorschreiben. So könnten Fälle wie in Bayern in Zukunft verhindert werden. „Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein Recht zu erfahren, wo alles sauber ist und wo Mäuse und Kakerlaken ein und ausgehen. Erst das schafft für Lebensmittelbetriebe einen Anreiz, sich jeden Tag an die Hygieneregeln zu halten, und sorgt für einen fairen Wettbewerb, in dem die sauberen Betriebe nicht länger die Dummen sind. Solange nicht alle Kontrollergebnisse öffentlich sind, muss die Frage gestellt werden: Von welchen Hygieneskandalen wissen die Behörden noch, ohne darüber zu informieren?“, so Heeg.

Foodwatch hatte über das sogenannte Verbraucherinformationsgesetz (VIG) bei den zuständigen Behörden die Herausgabe von Kontrollergebnissen bei acht der größten bayerischen Bäckerei-Unternehmen beantragt. VIG-Verfahren sind langwierig, kompliziert und können hohe Gebühren nach sich ziehen. Letztlich erhielt Foodwatch so jedoch Informationen zu 69 Kontrollen aus den Jahren 2013 bis 2016 bei den Unternehmen Bachmeier, Der Beck, Heinz, Hiestand, Höflinger, Hofpfisterei, Ihle und LSG. Die Ergebnisse dokumentiert der Report „Bayerisches Brot“, den Foodwatch nun in München vorstellte: Bei manchen Kontrollen war alles in Ordnung, in anderen Fällen stießen die Kontrolleurinnen und Kontrolleure auf ekelerregende Fälle. Nur kleinere Beanstandungen gab es bei der Hofpfisterei und LSG. „Besonders unhygienische Zustände hingegen dokumentierten die Beamten bei Kontrollen in den Produktionsbetrieben von Bachmeier, Ihle und Der Beck. Die Beamten fanden Schimmel, verdreckte Geräte, Mäusekot und Käferbefall, außerdem mehrfach Fremdkörper in Backwaren.“, so Foodwatch in einer Pressemitteilung. Dabei wird als besonders problematisch gesehen, dass die Behörden regelmäßig und immer wieder Hygieneverstöße beanstandeten. Ihnen sei es offensichtlich nicht gelungen, die Verstöße zu verhindern. Foodwatch sieht den Hauptgrund darin, weil die Öffentlichkeit nicht von den Zuständen informiert wurde und damit über das Verbraucherverhalten kein Druck auf die Unternehmen ausgeübt wurde.

Anders sei die Situation in Dänemark. Das Land ist aus Sicht von Foodwatch Vorbild für eine Reform der Lebensmittelüberwachung. Dort sind Lebensmittelbetriebe seit 15 Jahren verpflichtet, die Kontrollergebnisse an der Eingangstür auszuhängen. Die Prüfberichte sind zudem im Internet abrufbar. Zusammengefasst und bewertet wird das Ergebnis mithilfe eines Smileys. Seit Einführung des „Smiley-Systems“ hat sich die Quote der beanstandeten Betriebe halbiert, von 30 auf 15 Prozent. In Deutschland liegt der Prozentsatz konstant über Jahre hinweg bei rund 25 Prozent. Inzwischen haben weitere Länder, unter anderem Frankreich und Großbritannien, ähnliche Systeme eingeführt. In Deutschland hatte kürzlich Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland überhaupt ein Transparenzgesetz beschlossen – die neue schwarz-gelbe Landesregierung will das Vorhaben aber wieder stoppen.

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