25. April 2024
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Oberbayern: Polizei muss Spaziergänger auf Chiemsee und Königssee mit Lautsprecherdurchsagen vom Eis vertreiben

Mehrere Personen sind am Wochenende bei ihren Spaziergängen über oberbayerische Seen in das nicht tragfähige Eis eingebrochen. So wurde zum Beispiel aus dem Chiemsee ein Mann geborgen, der nach 15 Minuten im kalten Wasser nur noch eine Körpertemperatur von 30 Grad hatte. Die Polizei vertrieb die unvernünftigen Spaziergänger auf dem Königssee und Chiemsee schließlich mit Lautsprecherdurchsagen aus dem Hubschrauber vom Eis.

Polizeihubschrauber
Polizeihubschrauber

Ja sollen wir denn den ganzen See mit Flatterleinen absperren?“, fragten sich am Samstag Wasserretter am Chiemsee und am Königssee, sowie Beamte der Wasserschutzpolizei Prien. Die Frage stellte sich angesichts der zahlreichen Ausflügler, die meist ohne jegliches Gefahrenbewusstsein – einige waren mit Kinderwägen unterwegs – auf den Eisflächen der Seen umherwanderten.

Um 12 Uhr  brach ein Mann etwa 200 Meter südwestlich der Herreninsel, durch die Eisschicht des Chiemsees. Ein Passant hatte dies glücklicherweise bemerkt und sofort einen Notruf abgesetzt. Ein weiterer Passant, der einen Schlitten mit sich führte, konnte schließlich eingreifen. Ihm gelang es, seinen Schlitten so weit zu dem Eingebrochenen zu bugsieren, dass sich dieser daran festhalten konnte. Der enorm geschwächte 55-Jährige kam so, mit vereinten Kräften, zurück auf die Eisfläche und wurde durch die Helfer unverzüglich auf die Herreninsel verbracht. Dort erwartete ihn der per Helikopter Christoph 14 eingetroffene Notarzt, der Sofortmaßnahmen ergriff. Mit einer nur noch knapp über 30 Grad° liegenden Kern-Körpertemperatur kam der 55-Jährige auf die Intensivstation in Prien. Etwa 15 Minuten hatte er nach jetzigen Erkenntnissen hilflos in dem eiskalten Wasser zugebracht. Ein Wunder, dass er sich derart geschwächt und unterkühlt so lange hatte halten können.

Unzählige Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Eisfläche des Chiemsees, die in Teilen, und zwar nur in Teilen, eine 10 bis 12 Zentimeter Dicke aufweist. Als Ganzes ist der See noch lange nicht zugefroren, zudem beeinflussen die meist nicht erkennbaren Zuflüsse oder auch Bojen und Untiefen die Stärke enorm. Genau diese Gefahr wir von den Spaziergängern unterschätzt.

Am Samstag waren zahlreiche Angehörige der Wasserrettung an vielen Seen der Region anzutreffen und sowohl am Chiemsee, als auch am Königssee im Berchtesgadener Land im Rettungseinsatz. Leider wurden die vielen gut gemeinten Ratschläge der Freiwilligen von zahlreichen Menschen einfach in den Wind geschlagen. Animiert von Spaziergängern auf der Eisfläche, wagten sich über den Tag hinweg immer mehr Ausflügler auf die Seen. So brach dann auch nur knapp eine Stunde nach dem Vorfall am Chiemsee ein älterer Mann in den Königssee ein. Er konnte sich offenbar selbst und noch vor Eintreffen alarmierter Retter auf das Eis ziehen und wurde wenig später völlig durchnässt und unterkühlt angetroffen.

Fast hilflos mussten Wasserretter mit ansehen, wie trotz der alarmierenden Ereignisse zahlreiche Menschen den Chiemsee und den Königssee betraten. Die Wasserretter und das Polizeipräsidium Oberbayern Süd entschlossen sich daher „die Notbremse zu ziehen“. Der Polizeihubschrauber Edelweiß nahm einen für die Wasserfläche kundigen Beamten der Wasserschutzpolizei Prien auf. Per Lautsprecherdurchsagen wurden die Menschen auf dem Eis des Chiemsees aufgefordert, diesen zu verlassen, was die Besucher auch taten. Im Anschluss flog die Maschine mit dem fachkundigen Beamten zum Königssee. Auch dort gelang es, die sich in Gefahr begebenden Menschen von der Eisfläche „zu vertreiben“. Nur wenig später war es jedoch nötig, wiederum am Chiemsee eine Schar Kinder in der Feldwieser Bucht, die nahe der Eiskannte Hockey spielte, Richtung Ufer zu dirigieren.

Am Samstag, 28. Januar 2017, gegen 9 Uhr, ist außerdem eine Frau in das Eis auf dem Garchinger See im Landkreis München eingeborchen. Gemeinsam mit der Feuerwehr Garching sowie dem Rettungsdienst wurde dann das Ufer abgesucht. Zwei Polizeibeamte konnten am Westufer in einem eisfreien Bereich eine 43-jährige Frau auffinden. Die Polizisten zögerten nicht und stiegen in das Wasser, um die Frau so ans Ufer zu ziehen. Gemeinsam mit Kräften der Feuerwehr Garching wurden Erste Hilfe Maßnahmen eingeleitet, da die Frau nicht auf Ansprache reagierte. Die 43-Jährige wurde in ein Krankenhaus geflogen. Sie war unterkühlt und konnte keine Auskünfte zum Geschehen des Vorfalls machen.

Warnung der Bayerischen Polizei:
Es besteht derzeit Lebensgefahr beim Betreten der Seen. Angesichts der großen Anzahl von Menschen auf der nur teilweise geschlossenen Eisfläche, wird diese zusätzlich belastet und geschwächt. Betreten Sie die Eisflächen nicht. Respektieren Sie bitte die Anweisungen und Ratschläge, die Ihnen auch Angehörige der Wasserrettungen erteilen!

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