19. März 2024
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Waren mangelhafte Betonschwellen Ursache für tragisches Zugunglück in Garmisch?

Waren mangelhafte Betonschwellen die Ursache für das Zugunglück in Garmisch mit vier Toten und 15 Schwerverletzten? Ein Gutachten der Deutschen Bahn lässt es vermuten. 200.000 fehlerhafte Betonschwellen eines Herstellers werden jetzt ausgetauscht, auch die auf der Strecke Murnau – Garmisch. Der Schaden soll bei über 100 Millionen Euro liegen.  

Einschränkungen DB Netz wegen fehlerhaften Betonschwellen
Auf vielen Strecken der Bahn in Oberbayern müssen mangelhafte Schwellen ausgetauscht werden., Quelle Grafik Deutsche Bahn

 Am 3. Juni 2022 um 12.20 Uhr ist in Burgrain im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ein Regionalzug der Deutschen Bahn  (DB) entgleist. Dabei sind vier Personen getötet worden und 15 schwer verletzt worden. Untersuchungen haben ergeben, dass mangelhafte Betonschwellen eines Münchner Herstellers auf dem betroffenen Streckenabschnitt verbaut waren. Daraufhin hat die Deutsche Bahn beschlossen, alle Strecken zu untersuchen, auf denen baugleiche Schwellen verwendet worden sind. Die Folge sind Langsamfahrten an 165 Strecken vor allem in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Oberbayern sind vor allem Strecken in München, Rosenheim, Murnau/Garmisch aber auch die von der Deutschen Bahn gebauten Stecken der Bayerischen Regiobahn (BRB) nach Lenggries und Bayrischzell betroffen. 

Betonkrebs als Ursache für fehlerhafte Bahnschwellen 

Das umfangreiche Inspektionsprogramm der DB bei Betonschwellen im Schienennetz stehe vor dem Abschluss, teilt eine Sprecherin der Kommunikation Infrastruktur Eisenbahn mit: „Seit Juli prüfen Fachleute der DB bundesweit rund 200.000 Schwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers Ende August werden die Inspektionen beendet sein. Die Arbeiten erfolgen vorsorglich, da im Zusammenhang mit dem Unfall bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni auch Schwellen eines bestimmten Bautyps von den ermittelnden Behörden geprüft werden. Auch wenn die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind und die Unfallursache noch nicht feststeht, hat die DB vorsorglich entschieden, baugleiche Schwellen im Netz zu untersuchen. Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliegt: Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf.“ In Fachkreisen ist hierbei von „Betonkrebs“ die Rede, wo Feuchtigkeit in den Beton eindringen kann, weil Kiesel bei der Herstellung verwendet wurden, zu viel Kieselsäure freisetzen. 

Langsamfahrstellen, Umleitungen und Sperrungen als Auswirkung 

Überall dort, wo die Fachleute Auffälligkeiten entdeckt haben, hat die DB umgehend reagiert. In den meisten Fällen, überall wo nötig, fahren die Züge langsamer über die betroffenen Schwellen. Vereinzelt musste die DB auch Streckenabschnitte sperren. Die Fahrgäste bekommen die Auswirkungen leider zu spüren: Umleitungen, längere Fahrzeiten oder auch Schienenersatzverkehr lassen sich durch die Arbeiten nicht vermeiden. „Die DB bedauert die Einschränkungen für ihre Reisenden und Kundinnen und Kunden sehr und bittet alle Betroffenen um Verständnis und Entschuldigung.“, so Pressesprecherin Nicole Knapp. 

Aktuell gibt es in Folge der Untersuchungen an insgesamt rund 165 Stellen im Schienennetz Einschränkungen. Betroffen sind schwerpunktmäßig die Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die DB ist bemüht, die Beeinträchtigungen für den Personen- und Güterverkehr schnellstmöglich zu beseitigen. Auf ersten Strecken hat die DB die Schwellen bereits ausgetauscht, für rund 90 Prozent der betroffenen Streckenabschnitte sind bereits konkrete Bautermine eingeplant. Die Priorisierung der Arbeiten und Ersatzkonzepte werden mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Ländern eng abgestimmt.

200.000 Schwellen werden ausgetauscht – über 100 Mio. Euro schaden 

Ziel ist es, dass nahezu alle betroffenen Strecken bis Ende des Jahres wieder regulär befahrbar sind. Der Austausch der Schwellen wird sich aber teilweise bis in das kommende Jahr ziehen. Eine Taskforce der DB koordiniert die aktuell knappen Bauressourcen so, dass sie möglichst effektiv eingesetzt werden können. Dabei haben zunächst die Strecken Priorität, die besonders hoch ausgelastet und für einen stabilen Fern-, Regional- und Güterverkehr im gesamten Netz von großer Bedeutung sind. Die notwendigen Materialien stehen zur Verfügung: Auch in Zeiten von Materialknappheit ist es der DB gelungen, ausreichend neue Schwellen am Markt zu sichern.

Der entstandene Schaden lässt sich derzeit noch nicht konkret beziffern. Die DB geht von einem dreistelligen Millionenbetrag aus. Mögliche Regressansprüche gegenüber dem Schwellenhersteller würden auf Basis der abschließenden Gutachten juristisch geprüft, kündigt die DB an. 

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